Bereits im Januar 2020 war eine große Überarbeitung und Erweiterung der Strebel-Orgel in der Evang-luth. Stadtkirche Altdorf geplant. Auf Grund von statischen Sanierungsarbeiten am Kirchturm wurden die Orgelarbeiten damals sechs Wochen vor geplanten Arbeitsbeginn storniert. Glücklicherweise konnten wir damala inerhalb weniger Wochen das geplante Projekt in der Stadtkirche Wunsiedel vorziehen.
Im wesentlich kleineren Umfang haben wir nun Anfang des Jahres mit der Überarbeitung der Strebel-Orgel begonnen. Neben der Neubelederung und Revision aller pneumatischen Bauteile werden noch zwei Register (Tibia 8′ und Geigenprinzipal 8′) nach Strebel rekonstruiert. Zudem wird ein größerer Orgelmotor (Langsamläufer) Platz finden.
Das Instrument wurde 1895 (Opus 52) von Johannes Strebel aus Nürnberg als pneumatische Membranenlade mit 24 klingenden Registern errichtet. Hierbei wurde auch der Denkmalprospekt von Orgelmacher Adam Ernst Reichard (Bj. 1727) übernommen.
Die fünffeldrige flache Hauptfront mit turmartigen ungeraden Achsen wiederholt sich in verkleinerter Form als Rückpositiv in der Brüstung.
Joh. Strebel lebte von 1832-1909. Die Werkstatt in Nürnberg gründete er im Jahre 1884, nachdem er zuvor bei namhaften Firmen in Deutschland und Frankreich seine Ausbildung erworben hatte. In 25 Jahren, in denen seine Firma bestand baute er ca. 170 neue Orgelwerke. Das Instrument in Altdorf zählt mit zu seinen größeren Werken.
Im Jahre 1958 wurde die Strebel-Orgel durch Steinmeyer um ein drittes Manual erweitert und umgebaut.
Im Jahre 1986 erfolgte eine Reinigung mit klanglicher Überarbeitung durch die Firma Deininger und Renner.
Insgesamt findet das Pfeifenwerk auf 6 Windladen (+ 2 Zusatzladen im Pedal) platz und besitzt somit 553 Tonrelais (davon 232 original von Strebel, welche nun zusätzlich über elektropneumatische Relais durch Reisner-Magnete elektrisch angesteuert werden).
Die Windladen werden von vier Doppelfaltenmagazinbälgen im Untergehäuse mit Wind versorgt. Der große Hauptbalg (2,8m x 1,9m) sowie drei kleinere Bälge (je ca. 0,5m x 0,9m). Das Rückpositiv besitzt zudem noch einen extra Windladenbalg/Keilschwimmerbalg.
Der zu klein dimensionierte Orgelmotor sitzt in einem Dämmkasten unter dem großen Hauptbalg. Der dreimanualige, fahrbare Spieltisch steht vor dem Orgelprospekt und steuert die einzelnen Windladen elektrisch, über an den Tastenenden liegende Bürstenkontakte, an.
Vormalige Orgelwerke:
1601 eine „untüchtige Orgel“ vorhanden
1608 Neubau Lorenz Haußlaib, Altdorf, I/7 + Subbaß (später)
1612 Reparatur Paulus Wißmaier
1619 Das „bußwürdige“ Werk wird von einem ungenannten Meister repariert
1700 Reparatur Elias Hößler, Hersbruck
1727 Neubau Adam Ernst Reichard, Nürnberg, II/14
1758 Reparatur Christoph Kittelmann, Nürnberg, Pflege bis 1770
1780 Reparatur Christoph Bodechtel, Nürnberg, (auch Pflege)
1873 Befund II/17, ziemlich guter Zustand
1890 Reparatur Johannes Strebel, Nürnberg
1895 Neubau von Johannes Strebel, Nürnberg, II/24 (Opus 52)
1958 Um- und Erweiterungsbau Steinmeyer, Oettingen, III/30
1986 Reinigung und klangliche Überarbeitung, Deininger und Renner
Quelle: Orgeldenkmale in Mittelfranken; ISBN 3/921 848-08-3
Folgende Arbeiten werden wir bis Pfingsten 2025 abschließen:
- Abnahme aller 216 Membranenleiste und Neubelederung der 1188 Strebel-Membranen.
- Neubelederung aller 232 Strebel‘schen Tonrelais.
- Ausbau und Revision aller 321 elektropneumatischen Zwichenrelais.
- Neubelederung aller 31 großen Keilbälgchen zur Einschaltung der Registerventile.
- Lieferung und Anschluss eines neuen Orgelmotors (Langsamläufer).
- Neubelederung des großen Doppelfaltenmagazinbalges im Untergehäuse sowie des Windladenbalges im Rückpositiv.
- Rekonstruktion und Einbau der beiden Strebel-Register Tibia 8′ und Geigenprincipal 8′.
- Nachintonation und Generalstimmung.
Disposition nach der Überarbeitung
I. Manual (Rückpositiv)
C – g ´´´ (56 Töne)
Singend Gedackt | 8′ |
Praestant | 4′ |
Prinzipal | 2′ |
Sifflöte | 1′ |
Terzian 2f. | 1 3/5′ |
II. Manual (Hauptwerk)
C – f ´´´ (54 Töne)
Bordun | 16′ |
Prinzipal | 8′ |
Tibia | 8′ |
Gamba | 8′ |
Salizional | 8′ |
Oktave | 4′ |
Hohlflöte (ged.) | 4′ |
Gemshorn | 4′ |
Waldflöte | 2′ |
Mixtur 4-5f. | 2′ |
Trompete | 8′ |
III. Manual (Nebenwerk)
C – f ´´´ (54 Töne)
Geigenprincipal | 8′ |
Liebl. Gedeckt | 8′ |
Dolce | 8′ |
Dulciana | 4′ |
Traversflöte | 4′ |
Oktave | 2′ |
Terzcymbel 3f. | 2/3′ |
Schalmey | 8′ |
Pedal
C – f ´ (30 Töne)
Violon | 16′ |
Subbaß | 16′ |
Oktavbaß | 8′ |
Choralbaß 3f. | 4′ |
Nachthorn | 2′ |
Posaune | 16′ |
Koppeln: III/II, III/I, I/II, III/P, II/P, I/P
Spielhilfen: Einzelzungenabsteller; zwei freie Kombinationen; Tutti; Auslöser.
Bilder der Arbeiten:



































